Geschichte Wappen

Das Nauheimer Wappen

Im Gasthaus „Zur Linde“ überreichte am 13. Oktober 1990 Al­brecht Busch aus Limburg das von ihm gestiftete Wappen an den Ortsvorsteher Josef Nemetz für die Bürger von Nauheim. Dieses neue Nauheimer Wappen wurde von Thomas Müller aus Diez gestaltet, von Artur Pfeifer aus Holz geschnitzt und die Farbgebung erfolgte durch Alfred Losert, beide aus Nauheim.

Der einem Renaissanceschild des 16. Jahrhunderts nachempfundene grünbelaubte Baum, vorne im Schild zu sehen auf gelb, symbolisiert eine besondere Liebe der Nauheimer Bevölkerung zu Baum und Wald. Die schwarzen Sparren auf gelbem Grund auf der linken Seite erinnern an ein Siegel des Johann von Nau­heim aus dem Jahre 1368, das er von seinem Dienstherrn von Eppstein übernommen hatte.

Das Wappen erhält seinen Platz im neuen Gemeindesaal des Dorfgemeinschaftshauses.

Wissenswertes

Das Nauheimer Wappen

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Nauheimer Einwohner und die Erinnerung an eine gemeinsame Vergangenheit sollen in einem eigenen Wappen Ausdruck finden, das historische Bezüge aufnimmt und mit aktuellen Anliegen verbindet.

Was ist nun ein Wappen und woher kommt es?

Ein Schild diente ursprünglich dem Ritter als Schutz während des Kampfes. Als im Spätmittelalter die Rüstungen dichter wurden, Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden waren, wurden Farben und Symbole auf dem Schild bzw. Wappen angebracht, die auch in späteren Zeiten erhalten und mit Stolz getragen wurden. Seit dem 14. Jahrhundert wurden in Deutschland auch an nichtadelige Personen Wappen verliehen, wenn sie besondere Verdienste vorzuweisen hatten.

Die Wappenkunde, „Heraldik“ genannt, befasst sich mit der Wappenlehre, der Wappenkunst und dem Wappenrecht. Bei der Gestaltung eines Wappens soll darauf geachtet werden, dass man klare Formen wählt, die weithin erkennbar und auf einem Siegel oder Ring noch deutlich zu identifizieren sind.

In der Heraldik sind nur vier Farben und »Metall“ erlaubt: Rot, blau, grün und schwarz. Gold und Silber werden auch durch gelb und weiß dargestellt.

Für die Beschreibung eines Wappens gilt der allgemeine Grundsatz, dass die Begriffe „rechts“ und „links“ nicht vom Blickpunkt des Betrachters, sondern von dem des Schildträgers aus gelten. Die rechte Seite eines Wappens ist also die dem Betrachter zur linken Hand liegende. Mit dieser, auch „vorne“ bezeichneten Seite beginnt stets die Beschreibung eines Wappens. Nun kann von einem Wappen auf die verschiedenste Art und Weise Gebrauch gemacht werden. Es kann den Briefkopf oder die Visitenkarte schmücken, auf Wappen- und Siegelringen, als Aufkleber auf dem Auto erscheinen, evtl. auch auf einem Teller oder ähnlichem als Geschenk zu Ehren älterer und verdienter Mitbürger und vieles mehr.

Für Gewerbetreibende ist wohl auch eine kommerzielle Nutzung z.B. auf Geschäftsbriefen, Drucksachen und Prospekten vorteilhaft. Auch die Vereine, die Kirchengemeinde und der Ortsvorsteher können ein Wappen im Briefkopf oder auf Vereinsfahnen führen.

Unser Nauheimer Wappen will nun etwas „Neues“ sein, aber auch Bezug zur Vergangenheit haben. Mit dem alten Siegel, das von vielen Nauheimer Familien geführt wurde, soll die in Nauheim heute weitverbreitete Liebe zu Baum und Wald in Verbindung gebracht werden.

Die Beschreibung des Nauheimer Wappens mit den Worten der Heraldik:

Das Wappen von Nauheim zeigt in gespaltenem Schild vorn in Gold einen grün belaubten und bewurzelten natürlichen silbernen linksseitig beschnittenen Baum, hinten in Gold vier schwarze Sparren.

Zum Symbol des Baumes:

Ein Baum hat Wurzeln, einen Stamm, Zweige und Blätter. Er treibt Blüten und trägt Früchte. Einen solchen Baum findet man in vielen Symbolen. Markante Blumen in unserer näheren Umgebung sind uns bekannt. Der Bürgermeister Karl Heinrich Presber, geb.1869, schreibt über unsere „Backeslinde“: „Als ich noch ein Knabe war, war es schon ein alter Baum. Am 20. Sep­tember 1946 wurde die Linde von einem Sturm umgerissen.“ Ein malerisches Bild war es schon um diese alte Linde auf Tanzplatz.

Job, Chr. Wollmann schrieb am 20, Juni 1869, dass am 22, Mar. 1867 aus Anlass des 70jährigen Geburtstages des Königs von Preußen und späteren Kaisers von Deutschland Wilhelm I (Das Herzogtum Nassau wurde 1866 von Preußen annektiert) gefeiert wurde. Nach einer Feierstunde in den Mensfelder Wiesen wurde vor dem Pfarrhaus auf die Straße eine Linde gepflanzt und diese die „Königslinde“ genannt.

Am 8. Juli 1844, einem Samstagabend, zog ein Gewitter auf mit sehr viel Sturm. Als einziger Baum in der Gemarkung fiel diese Linde um. Es war eine große Bestürzung unter den Einwohnern. Alte Leute betrachteten dieses als ein böses Omen für das Dorf.

Als acht Wochen später, am 26. September 1944, ein Bombenhagel auf unser Dorf niederging, glaubte man eine Bestätigung dieser düsteren Vorahnung erlebt zu haben.

Am Friedhofseingang vor unserer Kirche wurden um 1970 zwei große stattliche Linden gefällt, da sie das Mauerwerk der Kirche und der Friedhofseinzäunung gefährdeten. Sie ware in den Jahren 1897 und 1899 von den Konfirmanden unter Anleitung von Pfarrer Wenzel gepflanzt worden.

Im Jahre 1906 pflanzte der Kriegerverein auf dem Gipfel des kahlen Nauheimer Kopfes eine Linde an die Stelle, an der Kaiser Wilhelm II am 16. September 1906 die Schlußkritik gehalten hatte.

Am Reformationsfest, am 81. Oktober 1981, wurde im Pfarrgarten durch die Kirchenvorsteher eine „Glaubenslinde“  gepflanzt, und Pfarrer Gensch bat, Gott möge uns daran erinnern, daß wir, wie der Baum einen Stamm, eine feste Mitte in unserem Leben benötigen, unseren Glauben.

Zum 20jährigen Bestehen des Gasthauses „Zur Linde“ 1985 überreichte die evangelische Frauenhilfe eine Linde und auf dem „Dorfplatz“ an der Bushaltestelle übernahmen die Frauen des SV Nauheim die Pflege der 1987 gepflanzten Dorflinde.

Eine Spende der Brauerei Busch zum 25 jährigen Bestehen des Gasthauses „Zur Linde“, eine Linde für unseren neuen Spielplatz, ist nun auch schon gepflanzt. Sie und weitere ne gepflanzten Bäume werden zu einem schönen schattigen Zentrum in unserer Dorfmitte heranwachsen.

Doch nicht nur die genannten markanten Bäume prägten und prägen unser Dorf-und Gemarkungsbild.

Der Obst- und Gartenbauverein pflanzte in den 30er Jahren viele Bäume und Sträucher, z.B. fast alle Bäume auf dem Friedhof, das „Wäldchen“, am Sensenkopf und natürlich viele Obstbäume. Auch wurde damit begonnen, obwohl niemand glaubte, dass diese Bäume hier wachsen und gedeihen würden.

Durch die Initiative des Bürgermeisters und des Kulturamtes wurden nach 1960 viele Bäume, auch in Bezug auf den Windschutz, gepflanzt.

Seit etwa 1980 übernahmen Ortsvorsteher, Vereinsgemeinschaft und Jagdpächter die weitere Bepflanzung des Nauheimer Kopfes und der Gemarkung. Seither wurde zum Teil durch Spenden einiger Bürger und Baumliebhaber auch der Sportplatz zu einem der schönsten Plätze in der Umgebung eingegrünt. So sind im Laufe der Jahre weit über 10.000 Bäume und Sträucher angepflanzt worden.

Karl Heinrich Presber schreibt in seinem Dorfbuch über den alten Baumbestand: „Mir gedenkt es nur einmal, dass Obstbäume erfroren, 1879/1880 waren es besonders viele. 1928/29: Hunderte von Obstbäumen waren erfroren. Der bekannte Nauheimer Zwetschgenhain unterhalb des Dorfes (Friedhofes)  ist verschwunden und wird auch in seiner Zahl nicht mehr kommen. 6.1.1942: Die harten Winter 1939, 1940 und 1941 haben den Obstbaumbestand stark gelichtet.1939 erfroren allein 90 Bäume von Nauheim nach Werschau.“

In den Gemeindeakten finden sich verschiedene Rechnungen von Baumkäufen, so z.B. 1870: 80 Nussbäume, von denen etliche im Saubornsweg und im Nußgraben ihren Standort hatten. Auf der kleinen Heide standen wenigstens drei bis vier Reihen Nussbäume bis 1960. Noch vorhandene Nussbäume in der Gemarkung wurden zum Teil auch um 1980 und später gepflanzt,

Große Bedeutung für unser Dorf hat sein Wald.

Pfarrer Wilhelm Schauß schrieb 1968 in der Festschrift des MGV Eintracht zum 75jährigen Bestehen des Vereins:  „Zu dem Dorfe Nauheim mit seiner Feldmark gehört ein Wald von rund 520 Morgen Größe, der aber sechs Kilometer vom Dorfe entfernt liegt. Er liefert das Bau-, Brenn- und Nutzholz für das Dorf, bildete in Kriegs- und Gefahrenzeiten eine Zufluchtstätte für die Einwohner Nauheims.

Gerade zur Zeit Napoleons war der Wald eine Zufluchtsstätte für Frauen und Kinder.

Zur nassauischen Ortsgeschichte „Nauheim und Neesbach“ schreibt Dr. Hellmuth Gensicke 1986 in den Nassauischen Annalen (Band 96/1986 Seite 261/252):

„Die Gemeinden Nauheim, Neesbach und Werschau hatten auf der Höhe beiderseits der Wasserscheide zwischen Wörsbach und Aar in den Gemarkungen Heringen und Kirberg bis in den Raum um Panrod Anteile an einem alten ursprünglichen Wald …. Er wurde wohl….aufgeteilt.

Der Wald sollte 1566 ebenso wie ein Kirchhof ein Asylrecht sogar für Totschläger haben.“

Der Wald gehört also seit ältesten Zeiten zu Nauheim. In noch erhaltenen Gemeinderechnungsbüchern sind die Einnahmen aus dem Wald bereits von 1795 einzeln aufgeführt.

Wären nicht sehr hohe Kriegskosten zu decken gewesen, könnte eine gut ausgeglichene Gemeinderechnung wegen der guten Holzgeldeinnahme vorzuweisen sein.

In den handschriftlichen Aufzeichnungen von Adolf Heckelmann lesen wir:

„Wer früher gebaut hat, hat das Holz von der Gemeinde gestellt bekommen. Die Gemeinde hatte einen großen Bestand aus alten Eichen in ihrem Wald. Da wurde 1852 der Wald abgehauen und jeder Haushalt der Gemeinde erhielt daraus 52 Gulden.“

So verhalf unser Wald der Gemeinde zu einem Wohlstand und gab Arbeit und Brot für etliche Familien. Er ist noch heute ein beliebtes Ausflugsziel für die hiesigen Dorfbewohner.